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10 verbreitete Irrtümer bei der Elektroinstallation
Elektroinstallationen gehören zu den wichtigsten, aber auch komplexesten Aufgaben beim Bau oder der Renovierung eines Hauses. Leider kursieren viele Irrtümer rund um dieses Thema, die im schlimmsten Fall zu Sicherheitsrisiken oder teuren Nacharbeiten führen können. In diesem Beitrag klären wir zehn der häufigsten Missverständnisse und geben Ihnen wertvolle Hinweise, worauf Sie bei der Planung und Umsetzung Ihrer Elektroinstallation wirklich achten sollten.
1. "Ein paar Steckdosen reichen schon"
Viele Bauherren unterschätzen, wie viele Elektrogeräte im Alltag wirklich genutzt werden. Gerade in Wohn- oder Küchenbereichen reichen wenige Steckdosen selten aus. Fehlende Anschlüsse führen zu Überlastung durch Mehrfachsteckdosen, was ein Sicherheitsrisiko darstellen kann. Eine vorausschauende Planung mit Reservekapazität ist daher essenziell. Auch der spätere Bedarf sollte berücksichtigt werden, zum Beispiel für Heimarbeitsplätze, zusätzliche Küchengeräte oder smarte Technologien. Moderne Küchen brauchen heute mehr als nur zwei oder drei Stromanschlüsse – vom Kühlschrank über die Mikrowelle bis hin zur Espressomaschine wollen alle Geräte sicher betrieben werden.
2. "Die Elektroinstallation ist einfach und schnell gemacht"
Ein weiterer Irrtum ist die Annahme, dass man Elektroarbeiten nebenbei erledigen kann. Tatsächlich müssen Normen, Sicherheitsabstände und spezifische Anforderungen beachtet werden. Nur ausgebildete Fachkräfte sollten Arbeiten an der Elektroanlage durchführen. Laien riskieren nicht nur Sachschäden, sondern auch ihre Gesundheit. Fehlerhafte Verbindungen, mangelnde Isolierung oder falsch abgesicherte Stromkreise können lebensgefährlich sein. Der Beruf des Elektrikers erfordert nicht umsonst eine umfassende Ausbildung.
3. "Alle Kabel sind gleich"
Kabel unterscheiden sich nicht nur in ihrer Dicke, sondern auch im Material und in ihrer Isolierung. Je nach Einsatzzweck müssen unterschiedliche Kabeltypen verwendet werden. Eine falsche Kabelwahl kann zu Überhitzung und Brandgefahr führen. Fachwissen über Querschnitte, Leitungsschutz und Einsatzzweck ist unverzichtbar. Zusätzlich spielen äußere Bedingungen eine Rolle: In Feuchträumen oder im Außenbereich gelten andere Anforderungen als im Wohnraum. Auch UV-Belastung, chemische Einflüsse oder mechanische Beanspruchungen müssen berücksichtigt werden. Wer hier spart oder improvisiert, riskiert im schlimmsten Fall einen Kabelbrand.
4. "Lichtschalter ist gleich Lichtschalter"
Es gibt große Unterschiede bei Schalterprogrammen: Dimmer, Kreuzschalter, Bewegungsmelder oder Smart-Home-fähige Komponenten haben unterschiedliche Funktionen und Einbauanforderungen. Die Wahl des falschen Schalters kann die Nutzung erheblich einschränken oder sogar technische Probleme verursachen. Zudem müssen die Schalter den aktuellen Sicherheitsnormen entsprechen und richtig in die elektrische Planung integriert werden. Auch optische und haptische Aspekte spielen eine Rolle: Hochwertige Schalterprogramme können zur Aufwertung des Wohnambientes beitragen.
5. "Das kann man später noch ändern"
Viele Bauherren verschieben Entscheidungen, um später flexibler zu sein. Doch nachträgliche Änderungen bei der Elektroinstallation sind teuer und aufwendig. Leerrohre oder ausreichend großzügige Verteilerdosen können zwar etwas Spielraum lassen, aber eine gute Planung ist durch nichts zu ersetzen. Bereits bei der Rohbauphase sollten möglichst alle späteren Nutzungswünsche mitbedacht werden, beispielsweise Multimediaanschlüsse, Beleuchtungskonzepte oder Ladestationen für E-Autos. Wer zu Beginn spart, zahlt am Ende doppelt – durch Aufstemmen, Neuverlegen oder sogar Sanierung.
6. "Sicherungen fliegen halt mal raus, das ist normal"
Wenn Sicherungen regelmäßig auslösen, ist das kein harmloses Zeichen, sondern weist auf Überlastung oder einen Fehler im System hin. Dauerhafte Überlastung kann zu Schäden an der Verkabelung oder sogar zu Bränden führen. Die Ursache sollte immer durch einen Elektriker geprüft werden. Auch falsch dimensionierte Leitungen oder unzulässige Nachinstallationen können der Auslöser sein. Ein häufiges Auslösen kann außerdem auf veraltete Technik hinweisen, die dringend modernisiert werden sollte, zum Beispiel durch den Austausch von Schraubsicherungen gegen moderne LS-Schalter.
7. "Ein Stromkreis reicht für mehrere Räume"
Ein Stromkreis für mehrere Zimmer spart zwar Kosten, ist aber nicht ratsam. Besonders bei leistungsintensiven Verbrauchern wie Küchengeräten oder Waschmaschinen sollte auf separate Stromkreise geachtet werden. Nur so lassen sich Überlastung und Störungen im Betrieb vermeiden. Auch für Außenbereiche oder Hobbyräume gelten oft zusätzliche Anforderungen. Eine Unterverteilung oder separate Absicherungen für einzelne Etagen oder Funktionsbereiche erleichtert die Fehlersuche und sorgt für mehr Sicherheit.
8. "Erdung ist nicht so wichtig"
Die Schutzerdung ist ein zentraler Bestandteil jeder sicheren Elektroinstallation. Sie dient dazu, bei Fehlerströmen Spannung gezielt abzuleiten. Fehlende oder fehlerhafte Erdung kann im Ernstfall lebensgefährlich werden. Erdungssysteme müssen normgerecht geplant und geprüft werden. Gerade bei älteren Gebäuden lohnt es sich, die bestehende Erdung durch einen Fachbetrieb überprüfen zu lassen. Bei Neubauten schreibt die VDE-Norm entsprechende Maßnahmen klar vor – etwa Potenzialausgleichsschienen oder zusätzliche Erdspieße.
9. "FI-Schalter braucht man nur im Bad"
Fehlerstromschutzschalter (FI oder RCD) sind in vielen Bereichen Pflicht, nicht nur im Bad. Sie schützen vor lebensgefährlichen Stromschlägen und sollten in allen relevanten Stromkreisen eingesetzt werden, insbesondere bei Außenanschlüssen oder Kinderzimmern. Moderne FI-Schutzschalter reagieren extrem schnell und können im Ernstfall Leben retten. Auch bei der Nachrüstung von Altbauten sollte hier keinesfalls gespart werden. In Kombination mit LS-Schaltern bieten FI/LS-Kombigeräte zusätzlichen Platz im Sicherungskasten.
10. "Smart-Home ist Spielerei und unnötig"
Moderne Smart-Home-Lösungen bieten nicht nur Komfort, sondern auch Sicherheit und Energieeffizienz. Wer heute baut oder saniert, sollte zumindest Leerrohre oder Bussysteme für eine spätere Nachrüstung einplanen. Denn die Anforderungen an Wohnkomfort und Steuerbarkeit wachsen stetig. Automatisierte Rollläden, intelligente Heizungssteuerung oder die Lichtregelung per App sind heute keine Zukunftsmusik mehr, sondern ein zeitgemäßer Wohnstandard. Zudem lassen sich Smart-Home-Systeme modular aufbauen und an veränderte Bedürfnisse anpassen.
Gute Planung vermeidet teure Fehler
Die Elektroinstallation ist weit mehr als nur „Kabel verlegen“. Sie erfordert technisches Know-how, Erfahrung und ein Verständnis für die Anforderungen moderner Haushalte. Wer die genannten Irrtümer kennt und vermeidet, schafft nicht nur mehr Komfort und Funktionalität, sondern erhöht auch die Sicherheit und den Wert der Immobilie langfristig. Eine frühe und fachgerechte Planung mit professioneller Unterstützung zahlt sich immer aus. Außerdem sollte man sich regelmäßig über neue Normen und Technologien informieren, um langfristig zukunftssicher zu bauen. Eine durchdachte Elektroinstallation ist ein solides Fundament für modernes Wohnen.
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