Elektroautos sind längst ein fester Bestandteil der Mobilitätswende und gewinnen Jahr für Jahr an Bedeutung. Immer mehr Hausbesitzer und Bauherren überlegen daher, ihre Immobilie mit einer eigenen Lademöglichkeit auszustatten. Besonders beim Neubau stellt sich die Frage: Sollte man als Bauherr eine Ladestation, auch Wallbox genannt, direkt mit einplanen oder reicht es aus, erst später nachzurüsten? Die Antwort ist nicht pauschal, sondern hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter aktuelle gesetzliche Vorschriften, die technischen Gegebenheiten vor Ort und die persönliche Zukunftsplanung. Eine frühzeitige Entscheidung kann jedoch erhebliche Vorteile bieten – sowohl in Bezug auf Kosten und Komfort als auch auf den langfristigen Wert der Immobilie. In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Regelungen derzeit gelten, welche technischen Voraussetzungen beim Neubau wichtig sind und warum es in vielen Fällen klug ist, bereits jetzt die Basis für eine zukunftsfähige Ladeinfrastruktur zu schaffen, um später flexibel und kosteneffizient handeln zu können.

Inhaltverzeichnis

Aktuelle gesetzliche Vorgaben in Deutschland und der EU

Die rechtliche Grundlage für Ladeinfrastruktur im Neubau wird in Deutschland maßgeblich durch die EU-Gebäuderichtlinie und das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) bestimmt. Für neu errichtete Wohngebäude mit mehr als zehn Stellplätzen gilt: Es muss eine Leitungsinfrastruktur für Ladepunkte vorbereitet werden. Das bedeutet nicht zwingend, dass bereits eine Wallbox installiert werden muss, aber es müssen Kabel, Leerrohre oder vergleichbare Vorrichtungen vorhanden sein, um später problemlos nachrüsten zu können.  Für Einfamilienhäuser und kleinere Neubauten gibt es derzeit keine bundesweite Pflicht, direkt eine Ladestation zu errichten. Allerdings können Kommunen oder Bundesländer zusätzliche Anforderungen festlegen. Es lohnt sich aus diesem Grund, vor Baubeginn beim zuständigen Bauamt nachzufragen.

Warum eine Ladeinfrastruktur auch ohne Pflicht sinnvoll ist

Auch wenn keine gesetzliche Verpflichtung besteht, kann es sehr sinnvoll sein, schon im Neubau eine Ladeinfrastruktur vorzubereiten oder gleich eine Wallbox zu installieren. Der Grund ist einfach: Die Elektromobilität entwickelt sich rasant, und der Anteil an E-Autos auf den Straßen wächst kontinuierlich. Eine eigene Lademöglichkeit zu Hause bedeutet nicht nur Bequemlichkeit, sie steigert auch den Wert der Immobilie. Künftige Käufer oder Mieter erwarten zunehmend, dass ein Haus oder eine Wohnung über eine Lademöglichkeit verfügt

Technische Voraussetzungen beim Neubau schaffen

Beim Neubau haben Sie den Vorteil, alle technischen Anforderungen ohne großen Mehraufwand zu erfüllen. Eine Wallbox benötigt in der Regel einen separaten Stromkreis mit einem passenden Leitungsschutzschalter und einem Fehlerstromschutzschalter (FI Typ A EV oder Typ B). Wichtig ist außerdem, die Hausanschlussleistung zu prüfen. Je nach gewünschter Ladeleistung – in Privathaushalten meist 11 kW, seltener 22 kW – muss die Leistung entsprechend dimensioniert und beim Netzbetreiber angemeldet werden. Auch der Standort sollte von Anfang an eingeplant werden. Eine Montage in der Garage oder unter einem Carport schützt die Technik vor Witterungseinflüssen. Wird die Wallbox im Freien installiert, sollte sie mindestens die Schutzklasse IP54 erfüllen.

Vorteile einer fest installierten Wallbox

Im Vergleich zum Laden an einer herkömmlichen Haushaltssteckdose bietet eine Wallbox gleich mehrere Vorteile.

  • Schnelleres Laden: Während eine Schuko-Steckdose nur etwa 2,3 kW liefert, laden Wallboxen je nach Modell mit 11 oder 22 kW.
  • Sicherheit: Wallboxen sind für den Dauerbetrieb mit hohen Strömen konzipiert und verfügen über integrierte Sicherheitsfunktionen.
  • Komfort: Sie bestimmen selbst, wann und wie Ihr Auto geladen wird und das unabhängig von öffentlichen Ladestationen.
  • Kostenkontrolle: Durch die Integration mit Photovoltaik-Anlagen oder günstigen Stromtarifen lassen sich die Betriebskosten senken.

Integration in ein nachhaltiges Energiekonzept

Eine besonders lohnenswerte Option ist die Verbindung der Wallbox mit einer Photovoltaikanlage. So kann der selbst erzeugte Solarstrom direkt ins Auto fließen. Das erhöht nicht nur den Eigenverbrauch, sondern reduziert auch die Abhängigkeit von Strompreisschwankungen. Mit einem Batteriespeicher lässt sich überschüssiger Solarstrom für das spätere Laden – zum Beispiel in den Abendstunden – aufbewahren. Intelligente Energiemanagementsysteme können Ladezeiten so steuern, dass möglichst viel eigener Solarstrom genutzt wird.

Kosten und Fördermöglichkeiten

Die Kosten für eine Wallbox liegen je nach Ausstattung zwischen 500 und 1.500 Euro. Hinzu kommen Installationskosten, die beim Neubau oft deutlich geringer ausfallen als bei einer Nachrüstung, da Kabel und Leerrohre direkt während der Bauphase verlegt werden können. Zwar ist das bundesweite KfW-Programm 440 ausgelaufen, doch viele Bundesländer, Kommunen und Energieversorger bieten weiterhin Förderungen oder vergünstigte Tarife für den Betrieb einer Wallbox an. Es lohnt sich, schon vor dem Bau entsprechende Informationen einzuholen, um mögliche Zuschüsse zu nutzen.

Zukunftssicherheit durch vorausschauende Planung

Selbst wenn Sie aktuell noch keinen Umstieg auf ein Elektroauto planen, kann es sinnvoll sein, beim Neubau zumindest die Leitungsinfrastruktur vorzubereiten. Die Kosten für ein Leerrohr und einen zusätzlichen Stromkreis sind in der Bauphase minimal – im Nachhinein können sie dagegen ein Vielfaches betragen. Da sich die Mobilität in den kommenden Jahren weiter verändern wird, ist es wahrscheinlich, dass die Nachfrage nach privaten Ladepunkten steigt. Eine vorbereitete Infrastruktur macht Ihre Immobilie attraktiver und steigert ihren Wert

Pflicht oder nicht - eine Ladestation lohnt sich immer

Ob eine Ladestation beim Neubau Pflicht ist, hängt in erster Linie von der Größe des Gebäudes und der Anzahl der Stellplätze ab. Für Einfamilienhäuser besteht derzeit keine bundesweite Verpflichtung, doch die gesetzlichen Vorgaben werden stetig angepasst und könnten in Zukunft auch private Bauherren stärker betreffen. Unabhängig von einer aktuellen Pflicht lohnt es sich, die Ladeinfrastruktur schon beim Bau zu berücksichtigen. So lassen sich nicht nur langfristig Kosten sparen, sondern auch der Wohnkomfort deutlich steigern. Eine fest installierte Wallbox ermöglicht schnelles, sicheres und bequemes Laden direkt zu Hause und macht Ihre Immobilie attraktiver für zukünftige Käufer oder Mieter. In Kombination mit erneuerbaren Energien wie einer Photovoltaikanlage kann sich die Investition oft schneller amortisieren, da Sie günstigen Eigenstrom nutzen können. Wer heute vorausschauend plant, schafft die Grundlage für eine nachhaltige Mobilität, ist bestens auf die wachsende Bedeutung der Elektromobilität vorbereitet und kann deren Vorteile viele Jahre lang voll ausschöpfen.

Bildnachweis: © petrmalinak/Shutterstock.com