Strom ist nicht gleich Strom. Zwar sprechen wir im Alltag häufig ganz allgemein davon, „Strom“ zu nutzen, zu verbrauchen oder zu speichern, doch technisch gesehen unterscheidet man zwischen zwei grundlegenden Stromarten: Gleichstrom (DC) und Wechselstrom (AC). Beide haben ihre eigene Funktionsweise, ihre spezifischen Einsatzgebiete und ihre charakteristischen Vor- und Nachteile. Wer sich mit Elektrotechnik beschäftigt – ob im Haushalt, bei der Nutzung von Photovoltaik oder bei der Planung von Elektroinstallationen – sollte den Unterschied verstehen. Denn je nach Anwendung kann es entscheidend sein, ob Gleichstrom oder Wechselstrom verwendet wird. In diesem Ratgeber erfahren Sie mehr.

Inhaltverzeichnis

Was ist Gleichstrom?

Gleichstrom – oft mit „DC“ für „Direct Current“ abgekürzt – ist eine Stromart, bei der die Elektronen gleichmäßig in eine Richtung fließen. Der Strom bewegt sich also konstant vom Minuspol zum Pluspol, ohne die Richtung zu wechseln. Diese Art des Stromflusses ist sehr stabil und eignet sich besonders für elektronische Geräte, die eine gleichbleibende Spannung benötigen. Die bekannteste Gleichstromquelle ist die Batterie. Auch Akkus, Solarzellen und Powerbanks liefern grundsätzlich Gleichstrom. In technischen Systemen findet sich Gleichstrom häufig in Kleingeräten, Computern, LED-Leuchten und vielen digitalen Geräten. Damit diese Systeme aus dem Stromnetz gespeist werden können, muss der Netz-Wechselstrom mit Hilfe eines Netzteils oder eines Gleichrichters in Gleichstrom umgewandelt werden. Ein weiterer Vorteil von Gleichstrom ist, dass er sich gut speichern lässt. In Energiespeichersystemen wie Akkus und Batterien wird daher ausschließlich Gleichstrom verwendet. Auch in Photovoltaikanlagen wird der von den Solarmodulen erzeugte Strom zunächst als Gleichstrom bereitgestellt, bevor er mithilfe eines Wechselrichters ins Hausnetz eingespeist wird.

Was ist Wechselstrom?

Wechselstrom – abgekürzt „AC“ für „Alternating Current“ – ist die in Haushalten und im öffentlichen Stromnetz übliche Stromart. Im Gegensatz zum Gleichstrom ändert Wechselstrom regelmäßig seine Richtung. Das bedeutet, die Elektronen bewegen sich abwechselnd vor und zurück. In Europa geschieht dieser Richtungswechsel mit einer Frequenz von 50 Hertz, das heißt 50 Mal pro Sekunde. Diese Wechselwirkung sorgt für eine besonders effiziente Energieübertragung über große Distanzen. Deshalb hat sich Wechselstrom im Laufe der Industrialisierung als Standard für die öffentliche Stromversorgung durchgesetzt. Die Stromleitungen, die unsere Häuser und Wohnungen versorgen, arbeiten mit Wechselstrom, ebenso wie viele Haushaltsgeräte, Maschinen und Anlagen. Ein großer Vorteil von Wechselstrom ist seine Transformierbarkeit. Mit Hilfe von Transformatoren lässt sich die Spannung leicht anpassen – für den Ferntransport wird sie hochtransformiert und für den Haushaltsgebrauch wieder heruntergeregelt. Dadurch gehen bei der Übertragung vergleichsweise wenig Energieverluste verloren, was Wechselstrom ideal für zentrale Versorgungsnetze macht.

Technische Unterschiede im Detail

Der wichtigste Unterschied zwischen Gleichstrom und Wechselstrom liegt im zeitlichen Verlauf der Spannung. Während Gleichstrom eine konstante, gerade Spannung liefert, verläuft die Spannung des Wechselstroms in einer Sinuskurve – sie schwankt also regelmäßig zwischen einem positiven und einem negativen Wert. Das führt zu einem charakteristischen „Hin-und-Her-Fließen“ des Stroms. Technisch bringt das einige Konsequenzen mit sich: Gleichstromsysteme benötigen andere Schaltungen, Schutzmechanismen und Bauteile als Wechselstromsysteme. Beispielsweise sind die Sicherungen, Schalter und Leitungen für DC oft auf andere Belastungen ausgelegt. Um Geräte für den Haushaltsgebrauch mit Gleichstrom zu betreiben, braucht es daher spezielle Netzteile oder Umwandler, die den Wechselstrom aus dem Netz in Gleichstrom umwandeln. Ein weiterer Unterschied liegt in der Verlängerung von Leitungen. Während Gleichstromleitungen über größere Entfernungen mit höheren Verlusten verbunden sind, kann Wechselstrom durch die Transformierbarkeit effizient über Hunderte von Kilometern transportiert werden. Deshalb wird Wechselstrom für das öffentliche Stromnetz genutzt, während Gleichstrom vor allem in kleinteiligen Systemen oder für Kurzstrecken sinnvoll ist.

Anwendungsgebiete im Alltag

In der Praxis finden sich beide Stromarten je nach Anforderung in ganz unterschiedlichen Bereichen wieder. Gleichstrom kommt überall dort zum Einsatz, wo eine stabile, konstante Spannung gefragt ist – etwa in Computern, Mobiltelefonen, LED-Leuchten oder der Automobiltechnik. Auch in Solaranlagen, bei E-Bikes und bei Akkusystemen ist Gleichstrom Standard. Wechselstrom hingegen ist die dominierende Stromart in der Energieversorgung. Alle Haushaltsgeräte, die direkt an die Steckdose angeschlossen werden – wie Waschmaschinen, Kühlschränke, Herde oder Fernseher – funktionieren mit Wechselstrom. Auch größere Maschinen und Elektromotoren in der Industrie werden in der Regel mit Wechselstrom betrieben, da dieser leistungsstärker und effizienter verteilt werden kann. Interessant wird es dort, wo beide Stromarten ineinander greifen. In einem typischen Haushalt wird der Strom als Wechselstrom geliefert, aber viele Geräte arbeiten intern mit Gleichstrom. Das bedeutet, dass in vielen Netzteilen, Ladegeräten oder Transformatoren im Hintergrund eine Umwandlung von AC zu DC stattfindet – ohne dass der Nutzer davon etwas merkt.

Photovoltaik als Beispiel für den Stromarten-Wechsel

Ein besonders gutes Beispiel für das Zusammenspiel beider Stromarten liefert die Photovoltaik. Solarmodule auf dem Dach erzeugen Gleichstrom. Damit dieser in das Hausnetz eingespeist oder ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden kann, muss er zunächst durch einen Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt werden. Gleichzeitig wird der Gleichstrom direkt in Akkus gespeichert, wenn ein Batteriespeicher vorhanden ist. Einige moderne Systeme denken inzwischen auch über Gleichstromnetze im Haus nach, da viele Endgeräte ohnehin mit Gleichstrom arbeiten. Dadurch ließen sich Wandlungsverluste vermeiden – ein Trend, der noch in den Anfängen steckt, aber zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Zukunftsperspektiven - wird Gleichstrom wieder wichtiger?

Obwohl Wechselstrom der Standard in der Energieversorgung ist, rückt Gleichstrom im Zuge der Energiewende wieder stärker in den Fokus. Ein Grund dafür ist die zunehmende Verbreitung von Gleichstrom-Erzeugern wie Photovoltaik und Gleichstrom-Verbrauchern wie Elektroautos, LEDs oder Computersystemen. Auch der Ausbau von Ladeinfrastruktur für E-Mobilität basiert auf leistungsfähigem Gleichstrom. In großen Stromnetzen kommt Gleichstrom bereits heute zum Einsatz – etwa bei sogenannten HGÜ-Leitungen (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung), mit denen über weite Strecken Energie transportiert wird. Diese Technik bietet bei sehr langen Distanzen Vorteile gegenüber der klassischen Wechselstromübertragung. Im Gebäudebereich wird ebenfalls über die Einführung von Gleichstromnetzen nachgedacht, insbesondere für energieeffiziente Neubauten mit Eigenstromnutzung. Solche Konzepte stecken zwar noch in der Entwicklung, könnten aber langfristig zur Reduktion von Umwandlungsverlusten und zur effizienteren Energienutzung beitragen.

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