In vielen Altbauten und älteren Wohnungen sind zu wenige Steckdosen vorhanden, um den modernen Ansprüchen an Komfort und Technik gerecht zu werden. Fernseher, Computer, Küchengeräte, Lampen, Ladegeräte: der Bedarf an Stromanschlüssen hat sich in den letzten Jahrzehnten drastisch erhöht. Während in Neubauten meist großzügig geplant wird, hinken ältere Gebäude häufig hinterher. Die Folge: Kabelsalat, Mehrfachsteckdosen und eine potenzielle Überlastung der Elektroinstallation. Wer modernisiert oder saniert, sollte das Thema Steckdosen deshalb frühzeitig in die Planung einbeziehen. Denn ein nachträgliches Aufrüsten ist zwar möglich, stellt jedoch gewisse Anforderungen an Technik, Sicherheit und rechtliche Rahmenbedingungen.

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Warum Altbauten oft zu wenig Steckdosen haben

Gebäude, die vor den 1980er-Jahren gebaut wurden, verfügen meist nur über eine sehr reduzierte Anzahl an Steckdosen pro Raum. Damals reichten ein oder zwei Anschlüsse im Wohnzimmer oder in der Küche meist aus, um die wenigen vorhandenen Elektrogeräte zu betreiben. Mit dem technischen Fortschritt und der zunehmenden Digitalisierung ist der Strombedarf jedoch rapide gestiegen. In vielen Haushalten kommen heute pro Raum zehn oder mehr Geräte zusammen, die regelmäßig Strom benötigen – sei es zum Laden, zur täglichen Nutzung oder als Bestandteil der Haustechnik. Das führt in Altbauten häufig dazu, dass mehrere Geräte an einer Mehrfachsteckdose hängen oder Verlängerungskabel quer durch den Raum verlegt werden. Diese Übergangslösungen mögen kurzfristig praktikabel erscheinen, sind aber auf Dauer weder sicher noch bequem. Vor allem ältere Elektroinstallationen sind für diese Dauerbelastung nicht ausgelegt und können überhitzen, was schlimmstenfalls zu Kurzschlüssen oder Bränden führt.

Nachrüsten beim Renovieren oder Sanieren - der richtige Zeitpunkt

Wer eine Wohnung oder ein Haus renoviert oder umfassend saniert, hat eine ideale Gelegenheit, die Elektroinstallation auf den neuesten Stand zu bringen. Denn während bei laufendem Betrieb das Nachrüsten von Steckdosen mit erheblichem Aufwand verbunden ist, lassen sich während einer Renovierung viele Arbeiten kostengünstiger und effektiver umsetzen. Wände werden ohnehin geöffnet, Tapeten entfernt und Böden erneuert – das schafft den nötigen Zugang, um Leitungen zu verlegen und neue Dosen einzubauen. Vor allem im Zuge einer Komplettsanierung sollte das Stromnetz vollständig überprüft werden. Denn veraltete Leitungen, brüchige Isolierungen und fehlende Schutzmechanismen stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. In solchen Fällen empfiehlt es sich, nicht nur neue Steckdosen zu installieren, sondern gleich die gesamte elektrische Infrastruktur zu modernisieren. Dazu zählen FI-Schalter, Sicherungskästen, neue Kabel sowie ausreichend abgesicherte Stromkreise, abgestimmt auf die aktuelle und zukünftige Nutzung.

Wo zusätzliche Steckdosen sinnvoll sind

Der Bedarf an Steckdosen richtet sich heute nach Funktion und Nutzung eines Raums. In der Küche beispielsweise werden deutlich mehr Anschlüsse benötigt als im Schlafzimmer. Auch Arbeitszimmer, Kinderzimmer und Wohnzimmer verlangen nach flexiblen Lösungen. Wer plant, sollte den Alltag genau analysieren: Wo wird regelmäßig geladen? Wo stehen dauerhaft Geräte wie Fernseher, Kaffeemaschine oder Drucker? Werden Möbel umgestellt oder ist eine spätere Nachrüstung möglich? Eine vorausschauende Planung lohnt sich, denn nachträgliche Änderungen sind aufwendiger. Auch an moderne Wohnbedürfnisse sollte gedacht werden, etwa das Nachrüsten von USB-Steckdosen, smarten Schaltern oder Stromanschlüssen für WLAN-Router, Netzwerkgeräte und Home-Office-Ausstattung. Wer über Fußbodenleisten oder Zwischendecken nachdenkt, kann dort ebenfalls Anschlüsse einplanen. Je besser die Planung, desto komfortabler ist die spätere Nutzung und desto seltener sind weitere Eingriffe nötig.

Technik und Sicherheit - was ein Fachbetrieb leisten muss

Die Nachrüstung von Steckdosen ist kein Heimwerkerprojekt. Es handelt sich um Arbeiten an elektrischen Anlagen, die laut VDE-Vorschriften ausschließlich von ausgebildeten Fachkräften durchgeführt werden dürfen. Eine unsachgemäß ausgeführte Elektroinstallation birgt erhebliche Gefahren und das nicht nur für den Betreiber, sondern auch für nachfolgende Bewohner oder Handwerker. Ein qualifizierter Elektriker prüft zunächst den Zustand der vorhandenen Installation. Er stellt fest, ob die bestehenden Leitungen geeignet sind, zusätzliche Verbraucher aufzunehmen, oder ob ein neuer Stromkreis notwendig ist. Oftmals ist der Stromkasten nicht auf eine erhöhte Last ausgelegt – in diesem Fall muss nachgerüstet oder ein zusätzlicher Sicherungsautomat eingebaut werden. Auch die Integration eines Fehlerstromschutzschalters (FI-Schalters) ist heute Pflicht und gehört zur Standardausstattung moderner Anlagen. Nur mit fachgerecht verlegten Leitungen, geprüften Materialien und korrektem Anschluss ist ein sicherer Betrieb gewährleistet. Außerdem kann der Elektriker Empfehlungen zur optimalen Platzierung geben, um spätere Erweiterungen zu erleichtern und eine gleichmäßige Versorgung im ganzen Haus sicherzustellen.

Aufputz, Unterputz oder Steckdosenleisten - welche Lösungen es gibt

Nicht in jedem Fall ist eine Unterputzinstallation sinnvoll oder möglich. In denkmalgeschützten Gebäuden, bei Mietobjekten oder in Situationen mit begrenztem Budget kann eine Aufputzlösung eine praktikable Alternative darstellen. Moderne Aufputzsysteme wirken längst nicht mehr klobig und lassen sich optisch gut in das Wohnumfeld integrieren. Sie eignen sich besonders gut für Werkstätten, Kellerräume oder nachträgliche Ergänzungen. Eine weitere Option sind Sockelleisten mit integrierten Kabelkanälen, über die sich Steckdosen an neuen Stellen relativ unauffällig installieren lassen. Für temporäre Lösungen bieten sich geprüfte Steckdosenleisten mit Überspannungsschutz an – diese sollten jedoch nur als Zwischenlösung genutzt werden. Dauerhafte Sicherheit und Komfort bieten nur fest installierte Anschlüsse mit ordnungsgemäßer Absicherung.

Rechtliche Aspekte und Verantwortung des Eigentümers

Wer in einem selbstgenutzten Einfamilienhaus lebt, trägt selbst die Verantwortung für den Zustand der Elektroinstallation. Bei vermieteten Objekten ist der Vermieter in der Pflicht, für eine sichere und zeitgemäße Versorgung zu sorgen. Dabei gilt: Auch wenn keine gesetzliche Pflicht zur Modernisierung besteht, muss der Zustand den anerkannten Regeln der Technik entsprechen. Das bedeutet, dass grobe Mängel oder veraltete Anlagen, die die Sicherheit beeinträchtigen, saniert werden müssen. Wer unsachgemäß nachrüstet oder Arbeiten ohne Fachbetrieb durchführen lässt, riskiert im Schadensfall Probleme mit der Versicherung. Wird etwa ein Brand durch eine fehlerhafte Installation verursacht, kann die Gebäudeversicherung die Leistung verweigern. Auch bei Eigentümergemeinschaften oder in Mietwohnungen sind Eingriffe in die elektrische Anlage genehmigungspflichtig – hier ist vorab das Gespräch mit Verwaltung oder Eigentümer nötig.

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